Mit Mut gegen den Strom der Zeit

 

„Echoes of the Miraculous“ nannte der Welser Komponist Johannes Berauer sein gestern bei der Eröffnung uraufgeführtes Werk, das vom Brucknerhaus in Auftrag gegeben wurde.

 

Die Musik des 31-Jährigen ist spätestens seit der Linzer Klangwolke 2008 in vieler Ohren. Berauer pendelt zwischen Jazz und Klassik und findet einen geschickten Weg, die beiden scheinbaren Extreme gekonnt zu verbinden. Sein Werk, eine positivistische Absage an die bedrückende gesellschaftliche und politische Stimmung, ist in der formalen und kompositorischen Konstruktion rein klassisch durchdacht. Harmonisch ist es aber stark von der „anderen“ Seite gefärbt und lässt immer wieder im Unterbewusstsein jazzige Rhythmen erkennen, die nicht massiv an die Oberfläche durchdringen.

 

Dennoch ist „Echoes of the Miraculous“ keine Synthese, sondern vielmehr eine spannende und höchst effektvolle Weiterentwicklung. Berauer bleibt bewusst tonal, weiß ganz genau orchestrale Effekte, die nicht gerade neu sind, treffsicher zu platzieren. Er versteht es ausgezeichnet, mit einem auch vom musikalisch nicht Übergebildeten zu erfassenden thematischen Material zu arbeiten. So erzielt er nicht bloß vordergründige Effekthascherei, sondern seriösen Tiefgang. Insofern schwimmt er damit gegen den Strom, als Mut dazugehört, mit dem Vorhandenen auszukommen und nicht mit der Brechstange unbedingt Neues zu erzwingen.

 

Oberösterreichische Nachrichten, 12.11.2011, Michael Wruss